Zum Hauptinhalt springen Skip to page footer

Archiv

Auswirkungen des Judosports zur Osteoporoseprävention

1 Einleitung

[3] Bei der Osteoporose (gr. osteon Knochen, poros Loch) handelt es sich um eine Skeletterkrankung, die sich durch eine Verminderung der Knochenmasse und eine Verschlechterung der Mikroarchitektur des Knochengewebes äußert. Hierdurch kommt es zu einem gesteigerten Frakturrisiko der betroffenen Knochen. Durch kalziumarme Ernährung, Nikotin- und Alkoholgenuss und Mangel an körperlicher Bewegung entstehen neben einer möglichen genetischen Veranlagung zusätzliche Risikofaktoren einer Osteoporoseerkrankung. Obwohl die Erkrankung meist erst im hohen Alter auftritt werden bereits im Kindes und Jugendalter Grundsteine für die spätere Knochenstabilität gelegt. Gewichtskraft und Muskelkräfte sind die wesentlichen Belastungen, die auf einen Knochen wirken. Das Skelettsystem passt sich als dynamisches Gewebe durch ständigen Umbau den entsprechenden Belastungsreizen an. Die körperliche Belastung gilt somit als eine zentrale Säule in der Osteoporoseprävention und -rehabilitation. Regelmäßige körperliche Aktivität und eine entsprechende Versorgung mit Kalzium und Vitamin D sollte in frühester Jugend begonnen werden um eine maximale Knochenstabilität zu erreichen.

2 Grundlagen

[4] Vor allem zwei verschiedene Belastungsformen beeinflussen den Knochenaufbau positiv. Zum einen lässt sich eine Beziehung zwischen einer dynamischen (wechselnden) axialen Belastung des Knochens (Kompressions- und Biegebelastung) und einem Knochenzuwachs beobachten. Weiter führen die komplexen Biege- und Torsionsbelastung durch Muskelkontraktionen zu einem hohen knochenspezifischen Reiz. Hiermit scheinen körperliche Belastungen, die mit hohen muskulären Spannungen verbunden sind (Krafttraining, Gewichtheben) und gewichtstragenden Belastungsformen mit hohen axialen Belastungen (z.B. Sprünge) zur Osteoporoseprävention als besonders geeignet. Erkenntnisse über die Wirksamkeit verschiedener Sportarten auf den Knochenzuwachs sind hier von besonderem Interesse. Diese können z.B. aus Querschnittsstudien mit Sportlern unterschiedlicher Sportarten ableitet werden. Diese Studien werden meist an (Hoch-) Leistungssportlern durchgeführt, da hier das disziplinspezifische Anforderungsprofil eine genauere Einschätzung des Belastungsreizes ermöglicht. [4] Um die Auswirkung auf die ’Knochenfestigkeit’ genau zu charakterisieren verwendet man in der Regel das physikalische Maß der Knochendichte (BMD-Wert in g/cm2: bone mineral density). Der BMD-Wert steigt zunächst mit dem Alter kontinuierlich an bis ein Maximalwert (peak bone mass) erreicht wird. Danach baut der Körper wieder Knochenmasse ab und der BMD-Wert sinkt entsprechend. [5] Eine sinnvolle (Alters-) Osteoporoseprävention wäre somit die erreichbare Knochendichte bereits in jungen Jahren zu maximieren um ein Poster für die späteren Abbaujahre zu schaffen.

3 Ergebnisse

[5], [2], [1] Drei getrennte Untersuchungen haben die Auswirkungen des Judosportes auf die BMD-Werte untersucht. Um gezielte und vergleichbare Aussagen treffen zu können wurde zum einen der mittlere BMD-Wert des gesamten Körpers ermittelt (BMD-T) sowie spezifische Werte der Arme (BMD-A), Beine (BMD-B) und der Wirbelsäule (BMD-W). Es wurden Vergleiche zwischen unterschiedlichen Sportarten und der direkte Vergleich mit einer Kontrollgruppe von Nichtsportlern durchgeführt. Nach [5] wiesen die Judoka im Vergleich zu den 14 Vergleichsgruppen deutlich höhere BMD-Werte in allen vier Kategorien auf (BMD-T, -A, -B, -W). Im direkten Vergleich wiesen Judokas die dritt (BMD-A), viert (BMD-T) und fünft (BMD-B, -S) größten BMD-Werte der 14 Gruppen auf. Nach [1] führte Judo im Vergleich zu Karate und Wasserpole mit Abstand zu den größten BMDWerten für Arme, Beine und Wirbelsäule. Der Unterschied zur Kontrollgruppe war noch gravierender. Nach [2] wies Judo ebenfalls im Vergleich zu sieben weiteren Gruppen zusammen mit Sportspielen die größten BMD-Werte für Wirbelsäule und Beine auf.

4 Diskussion

Allgemein lässt sich festhalten, dass sog. high impact Sportarten (wie z.B. Fußball, Rugby, Judo) eine deutlich höhere Knochendichte und somit Knochenstabilität fördert als andere Sportarten. Die vorgestellten Untersuchungen haben darüber hinaus gezeigt, dass dem Judosport hier eine besondere Rolle zu teil wird. Hier werden im Gegensatz zu anderen Sportarten nicht nur der Aufbau ein paar einzelner Knochen sondern aller aussagekräftigen Hauptknochen gefördert. [2] Im Judosport trägt neben den stark variablen Belastungsformen zusätzlich das erhebliche Training der Muskelkraft bei. Die langfristige Wirkung des Judosports als Osteoporoseprävention kann zwar bisher nicht klar nachgewiesen werden, jedoch muss man auf Grund der Ergebnisse von einem positiven Effekt ausgehen.

Literatur

[1] A. Andreoli, M. Monteleone,M. Van Loan, L. Promenziom, Tarantinom U., and A. De Lorenzo.
Effects of different sports on bone density and muscle mass in highly trained athlets.
Med Sci Sports Exerc, 33:507–511, 2001.

[2] E.-H. Chae, P. Platen, R. Antz, and et. al.
Knochendichte bei Leitungssportler/innen aus verschiedenen Sportarten im Vergleich zu Sportstudent/innen und untrainierten Kontrollpersonen.
Regulationsund Repairmechanismen, 1994.

[3] Dr. Petra Platen et. al.
Sport und osteoporose.
www.sportaerztebund.de/pub_osteoporose.htm.

[4] W. Kemmler, S. von Stengel, J. Weineck, and K. Engelke.
Empfelungen für ein körperliches Training zur Verbesserung der Knochenfestigkeit: Schlussfolgerungen aus Tiermodellen und Untersuchungen an Leistungssportlern.
Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, 54(11), 2003.

[5] J. Morel, B. Combe, J. Francisco, and J. Bernhard.
Bone Mineral Density of 704 Amateur Sportsmen Involved in Different Physical Activities.
Osteoporos Int, 12:152–157, 2001.